In der Kindergruppe Nord geht es demokratisch zu. Wir Erzieherinnen stecken zwar Grenzen ab, jedoch so, dass sie möglichst nachvollziehbar für die Kinder sind. Es geht hierbei viel um Kompromisse und Verhandlungen, wobei letztlich jedoch die Entscheidung bei der Erzieherin. Je nach Alter und individuellem Entwicklungsstand eines Kindes wird ihm Verantwortung zugetraut und übertragen. So soll die Selbstständigkeit und das Selbstvertrauen gestärkt werden.

Pädagogischer Ansatz
Der „situationsorientierte Ansatz“ richtet sich nach den Interessen der Kinder. Das bedeutet: Wir geben nicht Themen vor, sondern erkennen durch unsere Beobachtungen die Anliegen der Kinder und handeln danach. Wenn z.B. einige Kinder auf dem Außengelände „Baustelle“ spielen, greifen wir das Thema auf und richten Aktivitäten und Projekte danach aus. So können wir das Thema in bestehende Angebote einbinden, indem beim Turnen beispielsweise eine „Baustelle“ mit den Kindern gebaut wird. Aber auch durch Bücher oder den Besuch einer echten Baustelle steigen wir in das Thema intensiver ein.

Neben den Beobachtungen ist es wichtig, dass die Kinder lernen anzusprechen, was sie beschäftigt. Im Morgenkreis ermutigen wir die Kinder zu erzählen, was sie erlebt haben und was ihnen nahe geht. Es kann vorkommen, dass wir aufgrund der Erzählungen der Kinder vom üblichen Alltagskonzept abweichen, wenn es die Situation des Kindes erfordert. Zudem ist es wichtig, dass wir Vorhaben mit den Kindern gemeinsam gestalten und ihre Ideen weitestgehend umsetzen. Die Erzieher/innen und Kinder sollen nicht in eine „Lehrer-Schüler-Rolle“ schlüpfen, sondern im Wechselspiel zusammen agieren und eine gute Beziehung entwickeln.

Unser Bild vom Kind
Der wichtigste Aspekt für die Betrachtung des Kindes und seine Situation ist die emotionale Befindlichkeit des Kindes. Um lernbereit und neugierig auf die Welt zu werden, muss das Kind sich zunächst gut aufgehoben, angenommen und beschützt fühlen. Somit ist es die erste Aufgabe einer Erzieherin oder Erzieher, eine vertrauensvolle Beziehung herzustellen. Alle anderen Bereiche sind dem nachgeordnet. Jedes Kind ist anders und wird auch so gesehen. Alle Kinder bringen bereits selbst ganz viel mit. Um diese Anlagen zu entfalten, regen wir sie zum Forschen und Experimentieren an. Kinder entscheiden selbst, was sie selbstständig lernen möchten. Dabei begleiten wir die sie, um diesen Wissensdurst zu bestärken und zu erhalten. Wir orientieren uns am Entwicklungsalter, an den Erfahrungen, Interessen und Bedürfnissen des Kindes. Wichtig ist dabei, dass wir die Ressourcen der Kinder erkennen und fördern.

Bindung
Ein Kind kann sich nur dann geborgen fühlen, wenn es eine sichere Bindung zu seiner Erzieherin oder seinem Erzieher empfindet. Nur so kann sich das Kind frei entfalten. Um diese Bindung zu ermöglichen, sind wir Erzieher/innen kontinuierlich an der Seite des Kindes. Wir nehmen gemeinsam mit dem Kind die Mahlzeiten am selben Tisch ein, sind bei der Körperpflege dabei und helfen ihm in der Ruhephase, sich in einer vertrauten Atmosphäre zu erholen.

Eingewöhnungszeit
Etwa zwei Monate vor ihrem offiziellen Eintritt in die Kindergruppe (zum 1. August) laden wir die Kinder zu mehreren Schnuppervormittagen mit ihren Eltern ein. Nach diesen Schnuppervormittagen erhalten die neuen Kinder Post von ihren „Paten“. „Paten“ sind Kindergruppenkinder, die den neuen Kindern unterstützend zur Seite stehen, zum Beispiel indem sie ihnen beim Zurechtfinden in der Kindergruppe helfen, sie mit den Regeln bekannt machen und sie im Alltag begleiten. Ausgehend von der Einschätzung der pädagogischen Fachkräfte sprechen wir die Etappen des zeitlichen Ablösungsprozesses individuell mit den Eltern ab. Uns ist es wichtig, dass sich die Eltern immer von ihren Kindern verabschieden. Generell stehen alle Erzieher/innen als Ansprechpartner/innen bereit. Im Speziellen findet innerhalb der ersten zwei Wochen ein Informationsnachmittag für alle neuen Eltern statt. 

Selbstständigkeit
In der Kindergruppe legen wir viel Wert auf die Selbstständigkeit der Kinder. Es ist uns wichtig, die Kinder dazu anzuhalten, die Dinge immer zuerst selbst auszuprobieren, zum Beispiel beim An- und Ausziehen, beim Zähneputzen, beim Essen, Händewaschen usw.. Sie werden ermutigt, für sich selbst einzustehen und für sich zu sorgen. Für kleine Aufgaben sind die Kinder verantwortlich und werden von einer Erzieherin oder Erzieher unterstützt – sei es das Decken der Tische vor den Mahlzeiten oder das Füttern der Fische. Ein Kind lernt zum Beispiel am besten einen Konflikt zu lösen, wenn es selbst überlegt, wie dieser Konflikt geregelt werden kann. Je nach Alter des Kindes unterstützen wir es anfangs noch intensiv, jedoch wird ihm nach und nach mehr Verantwortung zugetraut und übertragen – nach dem Leitsatz „Hilf mir, es allein zu tun“ ( Montessori).

Sozialverhalten
Die Kindergruppe Nord ist eine Elterninitiative mit 20 Kindern im Alter zwischen drei und sechs Jahren. Durch die gemischte Alterskonstellation haben die Kinder die Möglichkeit, voneinander zu lernen und sich gegenseitig, unabhängig von den Erzieher/innen, zu unterstützen. In dieser Gruppe muss sich das Kind orientieren und seinen Platz finden. Das erfordert viele soziale Fähigkeiten, die das Kind immer weiter erprobt und erweitert. Die Erzieher/innen ermuntern das Kind gute und schlechte Gefühle zu benennen, sich darüber auszutauschen, Gefühle der anderen zu erfahren und zu respektieren. Das Kind lernt, sich durchzusetzen, sich zurückzunehmen, Regeln einzuhalten, Konflikte zu lösen, anderen zu vertrauen, zu helfen, Rücksicht zu nehmen, sich anzupassen, andere zu tolerieren und zu respektieren u.v.m.. Es lernt dabei, die Welt nicht nur vom eigenen Standpunkt aus zu betrachten, sondern auch aus der Sicht anderer Personen. Hierbei unterstützen und vermitteln die Erzieher/innen.

Freispiel
Mit Freispiel ist Spiel ohne Vorgaben von Erwachsenen gemeint. Das bedeutet, dass die Kinder selbstständig die Spieldauer, den Ort, das Spielmaterial und ihren Spielpartner wählen. Dieses Spiel ist sehr wichtig für die Kinder, denn sie sind mit all ihren Fähigkeiten aktiv: Das Kind muss sich konzentrieren, es beobachtet die Reaktion auf sein Handeln, es erkennt Zusammenhänge, es erfährt die physikalische Eigenschaft der Dinge, es erlebt das Miteinander mit Anderen und ist somit sozial und emotional gefordert. Alle Fähigkeiten, die ein Kind benutzt, übt es gleichzeitig auch (Lorentz). Nur im Freispiel handelt das Kind aus eigener Motivation heraus und nach seinen eigenen Vorstellungen. Zudem haben die Kinder die Möglichkeit selbst zu bestimmen, ob ihnen das Spiel Spannung oder Entspannung bringen soll. Jedes Kind befindet sich in einer anderen Entwicklungsstufe. Darum muss es selbst wählen dürfen, was und wie es spielt, ohne dass ihm die Wahl von einem Erwachsenen vorgegeben wird. Während des Freispiels haben die Erzieher/innen die Möglichkeit, die Kinder intensiv in ihrem Spiel zu beobachten. Sie können hier viel spezifischer auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen, z.B. werden einzelne Kinder begleitet, wenn diese Schwierigkeiten haben sich in ein Spiel hineinzufinden. Die Erzieherin oder der Erzieher steht in dieser Zeit als Ansprechpartner zur Verfügung, hilft, unterstützt, gibt Sicherheit und setzt Impulse wenn Kinder in ihrem Spiel nicht weiterkommen. So kann beispielsweise ein leerer Karton, der in die Gruppe gegeben wird, neue Spielreize bieten: Er kann gefüllt werden, bemalt oder ebenso in ein Auto als auch eine Höhle verwandelt werden.